"Wenn
Du keine Zeit hast - beginne sofort mit der Meditation. Wenn du Zeit
hast, kannst du mit der Meditation abwarten, lass sie selbst kommen". [1]
Warum
kann einer, wenn er Zeit hat, warten, und jener, der keine Zeit hat,
muss sofort meditieren?
Was
bedeutet "keine Zeit"? "Keine Zeit" bedeutet,
dass der Mensch etwas anderem eine größere Bedeutung beimisst. Er
hält nicht die Meditation, sondern etwas anderes für wichtiger, und
ist in diesem Moment nicht auf die Praxis gerichtet.
Wie
kann er aber sofort mit der Meditation anfangen, wenn er auf die
Praxis nicht gerichtet ist? Er wird auch weiterhin keine Zeit dafür
finden.
Das
bedeutet nur, dass der Verstand des Menschen aufgeregt und zerstreut
ist. Deshalb ist die Konzentration die einzige Methode, mit deren
Hilfe er lernen könnte, den Verstand auf einem Objekt zu
fokussieren. Deswegen wird allein schon das, dass der Mensch mit der
Durchführung der Konzentration beginnt, den Verstand zunehmend -
hier und sofort, ab dieser Sekunde - unter Kontrolle bringen.
Wenn
du "keine Zeit" hast, findet der Verstand immer eine
Ausrede. Er sagt: "Fang mit der Konzentration nicht an, du wirst
dich damit später beschäftigen, widme die Zeit etwas anderem".
Und
was soll man machen, wenn die Freizeit da ist? Warum sollte man dann
warten?
Wenn
die Zeit da ist, wird sich der Mensch mit der Konzentration nicht
beschäftigen. Ja, er wird Zeit finden, aber... Stell dir vor, der
Mensch hat Zeit eingeplant, angenommen, er hat auf das Wochenende
gewartet. Jetzt hat er einen freien Sonntag und sagt: "Den
ganzen Tag werde ich mich mit der Konzentration beschäftigen. Keiner
ist zuhause - nur ich. Stille, Ruhe. Ich werde mich hinsetzen und
mich den ganzen Tag konzentrieren". Was wird er denn machen? Er
wird sich mit allen möglichen Dingen beschäftigen, nur nicht mit
der Konzentration.
Warum?
Das
ist dasselbe Hinauszögern, nur umgekehrt. Der Verstand schiebt alles
auf die lange Bank. Er sagt: "Jetzt hast du keine Zeit. Du wirst
auch keine Zeit am Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag
und Samstag haben. Aber am Sonntag wirst du Freizeit haben, da wirst
du auch üben". Der Verstand handelt jedoch nach einem bekannten
Prinzip: das ist dasselbe, als ob man ab Montag oder ab dem ersten
des Monats mit dem Rauchen aufhören oder eine andere schädliche
Gewohnheit loswerden wollte. Oder in der Silvester-Nacht sich
versprechen würde, dass man "in diesem Jahr bestimmt
aufhört"... Das ist etwas ähnliches, ein Trick des Verstandes.
Deshalb
sollte man in dieser Situation nicht versuchen, Meditation durch
etwas herbeizuführen. Denn die Meditation an sich ist ein spontaner
Prozess. Diesen Zustand kann man nicht künstlich hervorrufen. Man
kann nicht sagen "ich meditiere", sofort Meditation
erleben und entscheiden, dass man ab dieser Minute Meditation hat.
Das einzige, was man hier machen kann, ist in der Tat: zu sitzen und
zu warten, bis der Zustand selbst, natürlich und spontan, kommt.
Wenn
die Praxis jedoch ein bestimmtes hohes Niveau erreicht, dann
verschwinden Beschränkungen, die durch die Einstellungen des
Verstandes auferlegt worden sind und dazu führen, dass der Mensch
alles mit Mühe macht. Denn der Mensch wendet in den Anfangsstadien
der Konzentration Anstrengungen auf, oder? Er zwingt sich selbst.
Wenn man ihn überredet, dass Konzentration gut ist, beginnt er sich
selbst zu zwingen. Der Mensch sagt: "Man muss sich mit
Konzentration beschäftigen, Konzentration wird mir helfen". Und
jeden Tag setzt er sich hin und übt. Es fällt ihm schwer, es ist
unverständlich, mühevoll, uninteressant, langweilig, aber der
Mensch übt jeden Tag weiter. Das sind doch alles Anstrengungen des
Verstandes. Es ist nur so, dass jemand oder etwas ihn inspiriert:
Lehrer, Vorlesungen, spirituelle Bücher. Und der Mensch inspiriert
sich immer weiter.
Ist
das schlecht?
Das
ist notwendig. Wie soll es anders sein? Man kann nicht sagen, dass es
schlecht oder gut ist, das ist notwendig, weil der Mensch daran
gewöhnt ist, nur mit verstandesmäßigen Einstellungen zu leben. Und
um den Übergang zu etwas anderem vollzuziehen, ist auch eine
verstandesmäßige Einstellung notwendig, die einen kräftigen Ruck
nach vorne ermöglicht. Wenn der Mensch eine solche Einstellung hat,
dann ist es die richtige Bestrebung, dann beginnt er zu praktizieren.
Aber die richtige Bestrebung - und das muss man im Voraus betonen -
das ist nicht nur eine verstandesmäßige Einstellung, das ist mehr
als das. Die richtige Bestrebung ist das Bestreben mit allen
Gefühlen, mit allen gefühlsmäßigen Energien. Darüber hinaus ist
das auch eine mentale Einstellung mit Blick auf die Praxis, wenn der
Mensch sich selbst inzwischen alles gut erklärt hat und sich auf
diese Weise orientiert. Aber das wichtigste ist dennoch die innere
Einstellung, wenn das gesamte Wesen des Menschen auch auf die Praxis
gerichtet ist.
So,
und wenn der Mensch für sich eine mentale Einstellung schafft,
welche für die richtige Bestrebung notwendig ist, dann und nur dann
wird er sich mit der Konzentration beschäftigen können, jeden Tag
und ohne Unterbrechungen, regelmäßig, und sogar mit allmählich
steigender Intensität. Und wenn der Mensch die Intensität
steigert, wird er früh oder später beginnen, Meditationserfahrungen
zu sammeln. Er wird täglich schwer üben, viele Schwierigkeiten
erfahren, oft fallen und wieder zur Konzentration zurückkehren, und
dann plötzlich und absolut unerwartet kommt dieser Zustand der
Meditation. Er kommt im unpassendsten Moment, wenn der Mensch dieses
Resultat schon gar nicht mehr erwartet. Wenn der Verstand des
Menschen, durch ununterbrochene Konzentration erschöpft, in
irgendeinem Moment seine Fesseln lösen wird und sie fallen werden -
in einer absolut unpassenden Minute; wenn der Mensch es schafft, sich
so weit innerlich zu sammeln, dass er von seinem Verstand unabhängig
wird. Faktisch wird dies eine Entspannung bedeuten. Der Mensch hat
alle seine mentalen Probleme vergessen und plötzlich hat sich, in
irgendeiner Sekunde, die eiserne Umklammerung gelöst. Und in diesem
Moment erfährt der Mensch den Zustand der Meditation. Wenn der
Mensch hier nicht stehen bleibt, sondern die Praxis der Konzentration
fortsetzt - das heißt, er setzt die Konzentration fort, auch wenn
diese Zustände immer öfter kommen - wird er einen Erfolg erzielen.
Viele
machen an dieser Stelle einen Fehler: sie praktizieren die
Konzentration und entwickeln sie so weit, dass sie bereits anfangen,
Meditationserfahrungen zu sammeln, und dann hören sie mit den
Übungen auf. Aber sie haben ihren Verstand bereits in Schwung
gebracht, all ihre Energien beschleunigt und bewegen sich innerlich
gesammelt in einer Richtung. Deshalb kann der Mensch sogar eine
beträchtliche Zeit keine Konzentration praktizieren, aber die
Meditationserfahrungen werden dennoch jeden Tag auf spontane und
natürliche Weise kommen.
Umgekehrt,
es scheint mir, dass der Mensch alles vergessen und lassen wird, wenn
er nicht mehr üben wird.
Hier
geht es nicht ums Gedächtnis: dies ist keine Information. Wie wird
er "vergessen"? Eine Erfahrung kann man nicht im Gedächtnis
einprägen: das ist nicht etwas, was vergessen oder in Erinnerung
behalten werden kann. Wenn jedoch ein Mensch, der seine
Meditationserfahrungen zu sammeln beginnt, plötzlich mit den
Meditationsübungen aufhört, wird dies faktisch den Abbruch dieser
Praxisphase bedeuten. Warum? Was wird hier passieren? Die Energie,
die in eine bestimmte Richtung beschleunigt wurde, beginnt
unverzüglich, sich in die entgegengesetzte Richtung zu bewegen. Das
heißt, dass der Mensch jeden Tag allmählich immer zerstreuter wird.
Und er wird sich so lange zerstreuen, bis er auf sein bisheriges
Niveau abstürzen wird. Und dann wird er mit der Konzentrationspraxis
wieder vom Nullpunkt anfangen müssen, obwohl die Anfangsphase in
diesem Falle sicherlich schneller abarbeitet werden kann. Erstens,
weil er schon Meditationserfahrungen hatte - das heißt, dass er
inzwischen weiß, wohin man sich bewegen muss. Er hat schon einmal
bestimmte Resultate erreicht und weiß, dass es hinter dieser
schweren "Wand" der Konzentration Meditation gibt. Der
Mensch weiß dies aus eigener Erfahrung. Dementsprechend wird er
erfolgreich vorankommen. Und zweitens, infolge der vorherigen Übungen
kommt die Energie im Menschen hoch und bleibt auf diesem Niveau,
deshalb kann der Mensch sehr schnell zu seiner vorherigen Erfahrung
zurückkehren und von der Stelle beginnen, wo er stehengeblieben ist.
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